Das Mainboard ist das Herz eines jeden Computers. Oder vielleicht eher das Gehirn, wenn wir schon bei den Körper-Metaphern sind. Schließlich ist es die zentrale Kontrollstation. Hier kommt alles zusammen und Prozesse werden koordiniert.
Auf der Suche nach einem Mainboard für den PC gibt es, wie bei vielen Dingen in Leben, verschiedene Optionen. Und mit einigen ist man am Ende potentiell schlechter dran als zuvor. Zum Beispiel, weil die Performance nicht stimmt, das Mainboard nicht passt oder man unnötigerweise ein Vermögen ausgegeben hat.
Wir führen die verschiedenen Optionen auf, und vermitteln das nötige Fachwissen, um die Kaufentscheidung deutlich zu erleichtern.
Der Hauptunterschied zwischen den verschiedenen Mainboards hat überraschend wenig mit Technik zu tun: die Größe. Der Formfaktor beschreibt die Größe der Hauptplatine und deutet somit auch auf die Leistung hin. Am kleinsten ist Mini-ITX, gefolgt von microATX, dann ATX, XL-ATX und letztendlich E-ATX.
Schauen wir uns die Charakteristiken der verschiedenen Formfaktoren an.
Das kleinste Mainboard wird unter dem Namen Mini-ITX verkauft, der sich auf die minimale Größe bezieht, während ITX für Information Technology eXtended steht. Mit Maßen von nur 170 x 170 Millimetern hat es die perfekte Größe für kleinere Builds und Systeme mit begrenztem Platz.
Die winzige Größe kann von Vorteil sein, wenn es um kleine und tragbare Geräte geht. Normalerweise kommen sie mit weniger Energie aus und geben weniger Hitze ab. Dabei sind sie fast lautlos, da keine Ventilatoren zur Kühlung nötig sind.
Der offensichtliche Nachteil ist natürlich ebenfalls die Größe. Es bleibt weniger Platz für Anschlüsse. Normalerweise reicht es gerademal für zwei RAM Ausgänge und einen PCI-e Slot. In der Regel haben Sie nur einen Erweiterungssteckplatz für eine einzige hinzugefügte Karte, wodurch eigentlich kein Raum für Flexibilität bleibt.
Die Entscheidung für eine Mini-ITX bedeutet auch sich gegen Steckplätze für mehrere optische Laufwerke und Festplatten zu entscheiden, wie es die größeren Motherboards erlauben. Mini ITXs haben normalweise auch weniger SATA-Ports. Auch die Anzahl der Anschlüsse auf der E / A Leiste ist meist niedrig. Oft wird das aber durch andere Funktionen wie Bluetooth, WLAN usw. ausgeglichen.
Performancemäßig stehen sie größeren Mainboards aber meist nicht um Vieles nach. Hier ist die Technik ordentlich fortgeschritten.
Ein bisschen Zusatzinfo: Auf dem Markt sind sogar kleinere ITX-Karten, wie die Nano-ITX und Pico-ITX zu finden. Wer sich gerne mit metrischen Vorsilben bespaßt und auch eine Yocto-ITX erwartet, muss sich noch ein wenig gedulden. Zumindest bis jetzt ist dieses Format noch nicht auf dem Markt zu finden.
Es mag logisch sein oder eben auch nicht. In der Welt der Mainboards ist micro größer als mini. Die microATX (ATX steht für Adcance Technolgie eXtended) ist in gewisser Hinsicht der Bastard von Mini-ITX und dem gewöhnlichen ATX Board. (Tatsächlich ist es ein wenig älter als der Mini-ITX Formfaktor, aber hier geht es um Technik, nicht Genetik, also lasst uns das ignorieren…)
Das bedeutet: Der Vorteil der reduzierten Größe bleibt erhalten, gleichzeitig gibt es aber mehr Optionen für Anschlüsse – also mehr PCI-Slots und SATA-Ports, ohne viel mehr Platz zu beanspruchen. Somit lassen sich mini Kraftwerke bauen, die ähnliche Spezifikationen wie gewöhnliche Tower haben.
Mit bis zu vier RAM-Slots lassen sich Dual-Channel-Speicher verwenden – ein Luxus, den eine Mini-ITX nicht bieten kann. Außerdem gibt es für gewöhnlich mehr Erweiterungssteckplätze und die E/ A-Leiste enthält normalerweise genauso viele Verbindungen wie eine normale ATX-Platine.
Das ist ideal für den Aufbau kleinerer Systeme wie LAN-Rigs, die mehr Leistung, Erweiterbarkeit und Vielseitigkeit voraussetzen, als eine Mini-ITX bieten kann.
ATX ist die gewöhnlichste Form des Mainboards. Das bedeutet auch, dass sie am anpassungsfähigsten sind und alles von einem kleinen, lautlosen HTPC bis hin zu einer Gamingmaschine erlauben. ATX Platinen können günstig sein oder auch einen Batzen Geld kosten.
Sie sind größer als microATX Boards, aber wenn man sich die Features anschaut, sind Sie von den kleineren Modellen schwerer zu unterscheiden. Eins ist aber sicher: Für drei oder vier Karten für SLI oder CrossFireX braucht man eine ATX, da mATX nur zwei Klarten in SLI oder CrossFireX unterstützt.
ATX Boards sind fast so abwechslungsreich wie Forest Gump’s Pralinenschachtel und alle Sorten zu beschreiben, sprengt den Umfang des Artikels. Normalerweise verraten die Specs aber genau, warum es sich handelt. Und die Meisten treffen mit einem ATX Motherboard die richtige Wahl, da es eigentlich die meisten Ansprüche abdeckt.
Ein wenig seltener sind die XL-ATX Boards, die breiter und größer als die gewöhnlichen ATX Boards sind. Diese Kategorie ist den härtesten Overclockern und den Hardcore Gamern vorbehalten.
Wie auf dem Gigabyte oben unschwer zu erkennen ist, gibt es viel mehr Möglichkeiten ein SLI- oder CrossFire-Setup in vier Richtungen zusammenzustellen. Obwohl die obige Karte nur zwei PCI-e X16 (X16)- und zwei PCI-e X18 (X)-Slots enthält, wird immer noch die XL-ATX benötigt, um diese Art von SLI- oder CrossFireX-Kombinationen herzustellen.
Die verbesserte Kapazität finden sich im Preis wieder, bringt aber natürlich auch mehr Funktionalität und ausgereifte Specs mit sich. Oft finden sich Dual-Gigabit-Ethernet-Ports, stärkere und leistungsfähigere Soundchips und andere Funktionen für wahre Kenner und Genießer. Wir geben zu: in diesem Fall ist Geld Macht.
Eines sollte man beachten: Die Größe eines XL-ATX ist nicht standardisiert. Die Montagelöcher sind wie die Abmessungen des Formfaktors nicht immer gleich, sodass man sich nicht immer sicher sein kann, dass das Motherboard in den Rahmen passt. Ein bisschen Recherche vor dem Kauf ist also definitiv angebracht.
Oben ist ein Gigabyte G1.Sniper3 als Beispiel Modell für ein XL-ATX zu sehen. Das Modell einer anderen Marke könnte aber absolut anders aussehen.
Für alle, die auf das Extreme aus sind, könnte ein E-ATX genau das Richtige sein. Die größten Vertreter der Mainboards.
E steht für Extended und wer das nötige Kleingeld für diese Ungetüme auf den Tisch legt, kann sich im Gegenzug auf einige Features und Spielereien freuen. Zum Beispiel die Möglichkeit, vier GPUs in SLI oder CrossFireX anzuschließen.
Die E-ATX Mainboards bieten im Vergleich zu kleineren Ausführung sehr viel mehr Möglichkeiten. Oft finden sich ausgefallenen Verbindungen, die auf kleineren Platinen fehlen. Das liegt daran das E-ATXs für Server und Workstations genutzt werden, die höhere Anforderungen haben. Das merkt man auch daran, dass sie oft mit einem anderen Fokus als Consumer-PCs entwickelt werden. Oft zeigt sich das in besserer Qualität der Kondensatoren, MOSFETs usw. wodurch sie sich weniger schnell abnutzen.
Der Ursprung in den Workstations erlaubt es den E-ATX Boards oft mehr Speicherplatz als reguläre ATX Boards zu bieten. Das lohnt sich zum Beispiel, wenn man es mit 3D oder dem Rendering von Videos zu tun hat.
Kurz und gut: Je größer das Motherboard, desto mehr Platz für Externe Karten und Anschlüsse und somit insgesamt mehr Potential. Aber die Technik schreitet im schnellen Schritt voran und auch winzig kleine Geräte können einiges an Power liefern. Deswegen kann schon eine microATX oder eine reguläre ATX für die meisten von uns gut genug sein.
Für alle, die nach dem Mantra „Größer ist immer besser“ leben, liefern XL-ATX und E-ATX Boards das gewisse Extra. Dabei ist aber immer dran zu denken, dass Hauptplatinen Aufgaben nur verteilen, sie aber nicht selbst ausführen. Investiert man also nicht auch in die passende Hardware, kann man genauso gut bei der regulären Ausführung bleiben.